Mit fachlicher Begleitung von Martin Albert, Professor für Soziale Arbeit an der SRH Hochschule Heidelberg, wurde eine Bürgerumfrage abgehalten und in der Folge ein "Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept" für den Stadtteil entwickelt - ein Fahrplan für die Arbeit der kommenden Jahre, analog zu den anderen Caritas-Quartierbüros in Schönau und Wohlgelegen. Auch der Mannheimer Sozialatlas und die Erfahrungen der vergangenen Jahre wurden in das Konzept einbezogen. Alle drei Quartierbüros werden in Kooperation mit der GBG - Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft geführt.
Die Beteiligung der Bewohner ist dabei ein wichtiges Anliegen. "Es ist wichtig, unter den Bürgern das Gefühl zu entwickeln, dass sie für diesen Stadtteil mitverantwortlich sind", sagt Caritas-Vorstandsvorsitzende Regina Hertlein. "Aber man muss auch vermitteln, dass ihre Beteiligung Auswirkungen hat."
Dr. Christiane Rudic vom Quartierbüro Rheinau war in den Planungsprozess zur Umgestaltung des Rheinauer Marktplatzes involviert und organisierte verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten für die Bewohner. Auch unterstützte sie eine Unterschriftenaktion mit Lehrern und Eltern der Rheinauschule zum Thema Hundekot vor der Grundschule. "Wir können die Bürger organisieren und ihnen zeigen, wie sie sich beteiligen können", so Rudic. Eine weitere Initiative, die kurz vor der Verwirklichung steht, ist das Anlegen eines Nachbarschaftsgartens.
Im Bereich Bildung konzentriert sich das Quartierbüro derzeit auf Frauen und Kinder. Für Frauen mit Migrationshintergrund bietet es einen niederschwelligen Frauensprachkurs mit kostenloser Kinderbetreuung an. Für Grundschüler wird eine Hausaufgabenhilfe angeboten. Bei Stadtteilrundgängen erfahren die Teilnehmenden, wo es welche Hilfen gibt. Auch ein Fahrradkursus ist geplant. Das Quartierbüro engagiert sich bei Stadtteilveranstaltungen, unterstützt Begegnungsangebote und setzt für die kulturelle Teilhabe von Kindern ein - so konnte das Kindertheater des Capitols gewonnen werden, im Stadtteil zwei kostenlose Vorstellungen für Rheinauer Kinder zu geben.
"Ich kann nur Respekt dafür zollen, was hier mit einer halben Stelle geleistet wird", sagt Prof. Martin Albert. Die von ihm betreute Bürgerumfrage hatte ergeben, dass die Bürger gerne auf der Rheinau leben, aber sich mehr Sauberkeit und eine bessere soziale und kulturelle Infrastruktur wünschen. Auch beim bürgerschaftlichen Engagement gab es noch ungenutztes Potenzial. "Dafür braucht es ein Quartierbüro", so Albert.
Mit Blick auf die Überlegung der Stadt Mannheim, auf der Rheinau ein eigenes Quartiermanagement anzusiedeln, sagt Vorstandsvorsitzende Regina Hertlein: "Unser Wunsch ist, dass keine Parallelstrukturen entstehen." Die Stadt Mannheim wäre aus ihrer Sicht gut beraten, auf die langjährigen Erfahrungen des Caritasverbands zurückzugreifen.
Das Quartierbüro wurde 2011 von der Caritas eröffnet, noch im gleichen Jahr stieg das Diakonische Werk Mannheim mit ein. Beauftragt wurden die Verbände von der GBG, um neue Impulse in der Entwicklung des Stadtteils zu setzen. Die GBG unterstützt das Quartierbüro mit einem Zuschuss und durch die Bereitstellung von Räumen. Außerdem ist sie Kooperationspartner bei einzelnen Projekten. Das Quartierbüro wurde als ökumenisches Projekt geführt, bis sich die Diakonie Ende 2017 zurückzog. Damit fiel eine halbe Stelle in der Quartierarbeit weg, so dass dort nur die halbe Stelle der Caritas-Mitarbeiterin verbleibt.
Darüber hinaus sind in den Räumen des Quartierbüros die Caritas-Migrationsberatung, die Sozialberatung, Beratung für Zuwanderer aus Südosteuropa im Rahmen des ANIMA-Projekts und das neu geschaffene Integrationsmanagement für Flüchtlinge angesiedelt.