Ihre Nachfolgerin wird die bisherige Stellvertreterin Dagmar Bach.
"Es war die Stelle meines Lebens", sagt Ruth Syren. "Besser hätte es nicht kommen können." Sie sei dankbar für den Freiraum, den sie bekommen habe, und der es ihr ermöglichte, gemeinsam mit ihrem Team viele Ideen und Projekte umzusetzen. An wichtigen Meilensteinen in Mannheim war sie beteiligt wie der Weiterentwicklung des Runden Tisches gegen Gewalt - dabei war das Heckertstift Partnerin eines EU-Projekts, das Ruth Syren nach England und Schweden führte. Im Jahr 2000 folgte die Gründung einer Clearingstelle, die von Gewalt betroffene Frauen nach einem Platzverweisverfahren berät - eine Kooperation des Heckerststifts und des Mannheimer Frauenhauses. Auf Bundesebene erarbeitete Ruth Syren im Verein Frauenhauskoordinierung, einem Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände, Qualitätsempfehlungen für Frauenhäuser.
Im Heckertstift organisierte sie Handwerksprojekte, in denen Frauen lernten, wie sie eine Wohnung renovieren, sowie Ernährungsworkshops. 2019 bewarb sich das Frauenhaus erfolgreich für ein Projekt des baden-württembergischen Sozialministeriums: Dabei werden Frauen, die aus dem Frauenhaus ausziehen wollen, bei der Wohnungssuche und in der Zeit danach unterstützt. Und 2023 startete als neues Angebot Reittherapie für Kinder. Wie viele andere Projekte ist auch dies nur durch die Unterstützung von Sponsoren möglich.
Einiges hat sich in den 28 Jahren bewegt: Gewalt gegen Frauen ist als Problem präsent und bekommt Aufmerksamkeit - "aber die politischen Handlungen fehlen", bedauert Ruth Syren. "Ich hätte mir gewünscht, dass noch zu meiner aktiven Zeit eine bundeseinheitliche Finanzierung der Frauenhäuser realisiert wird." 28 Jahre lang habe sie auf das Gewalthilfegesetz gewartet, das einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe verankert - durch den Koalitionsbruch ist unsicher, ob und wann es kommt.
Die Gewalt gegen Frauen hat in all den Jahren nicht abgenommen, im Gegenteil: 2023 gab es beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland. Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen.
So ist auch die Zahl der Anfragen im Heckertstift gestiegen. Im Vergleich zu früher kommen heute mehr Frauen mit Migrationshintergrund ins Frauenhaus - insbesondere aus Syrien und Afghanistan. "Ein Frauenhaus ist ein Mikrokosmos, in dem die Entwicklungen in der Welt mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung ankommen", sagt Ruth Syren. Sie bewundere den Mut und die Stärke dieser Frauen. "Sie flüchten wieder ins Unbekannte - im Vertrauen darauf, dass ihnen geholfen wird."
Außerdem bleiben die Frauen länger - laut Ruth Syren hat sich die Verweildauer in den vergangenen Jahrzehnten ungefähr verdoppelt. Viele kommen mit diversen Problemen, was eine intensivere Betreuung erfordert. Bei einem Migrationshintergrund ist außerdem die Sprachbarriere eine Herausforderung. Darüber hinaus melden sich vermehrt Frauen, die sich bereits von ihrem Partner getrennt haben und jetzt von ihm gestalkt und bedroht werden.
Viel zu tun also weiterhin - das liegt jetzt in den Händen der neuen Leiterin Dagmar Bach, die das Haus sehr gut kennt, ist sie doch seit 24 Jahren im Heckertstift tätig. Auf sie kommt außerdem das große Thema der digitalen Sicherheit zu. So gibt es Täter, die ihre Frauen und Kinder mit Trackern überwachen oder ihre Fotos in sozialen Medien posten und sie als "vermisst" melden, um nur zwei Beispiele aus diesem Bereich zu nennen. Mehr Öffentlichkeitsarbeit und regionale Vernetzung hat sich Dagmar Bach ebenfalls vorgenommen. Wie ihre Vorgängerin wird sie sich auf Bundesebene engagieren und als Vertreterin Baden-Württembergs im Verein Frauenhauskoordinierung mitarbeiten.