Dabei betonten alle Redner die Bedeutung dieses Angebots der Caritas-Suchtberatung für Kinder, deren Eltern alkohol-, medikamenten- oder drogenabhängig sind. Zugleich unterstrichen sie die Notwendigkeit einer gesicherten Finanzierung.
"Wir wollen uns heute dafür bedanken, dass wir in den vergangenen Jahren für das Kisiko-Projekt so viel Unterstützung erfahren haben und entsprechend viel Hilfe leisten konnten", sagte Caritas-Vorstand Dr. Roman Nitsch, der zahlreiche Gäste und Mitarbeitende begrüßen konnte. Schon in den ältesten Zeugnissen über die Caritas-Tätigkeit in Mannheim aus den 1920er Jahren sei die Suchthilfe genannt. "Wir sehen in dieser Tradition eine Verpflichtung, aber auch eine ungebrochene gesellschaftliche Bedeutung des Themas", so Nitsch. Leider habe man aber in den letzten Jahren die Erfahrung machen müssen, dass der öffentliche Stellenwert Suchtkranker eher gering sei. "So ist es uns trotz vielerlei Bemühungen nicht gelungen, eine Regelfinanzierung für das Kisiko-Projekt zu erhalten", bedauerte er.
"Was haben wir denn eigentlich an Angeboten für Kinder, die doch sehr gefährdet sind?" Mit dieser Frage an ihren Dienststellenleiter Thomas Wenz gab Annett Rönnau, Mitarbeiterin der Suchtberatung, vor mehr als zehn Jahren die Initialzündung. "Wir hatten auf diese Frage keine klare Antwort", berichtete Wenz. Schnell sei er aber von der Notwendigkeit überzeugt gewesen. Denn das Risiko für Kinder aus Suchtfamilien, eine eigene Suchterkrankung zu entwickeln, ist um ein Sechsfaches erhöht.
"In der Regel werden die Kinder mit den Auswirkungen dieser Krankheit konfrontiert, aber kaum jemand spricht mit ihnen darüber", erläuterte Annett Rönnau. Scham und die Angst vor einer Stigmatisierung ließen die Kinder verstummen. Aus der Resilienzforschung wisse man aber, dass es ein Schutzfaktor für die Kinder sei, wenn sie über die Suchtkrankheit informiert und zudem in der Familie darüber gesprochen würde. Das will man mit dem Angebot erreichen. Die Kinder lernen, dass Sucht eine Krankheit ist, die sie nicht verursacht haben und die sie weder heilen noch in irgendeiner Form kontrollieren können. "Aber sie können erfahren, dass es Hilfe gibt", erklärte Rönnau.
Gruppenarbeit, Spiele und Gespräche für betroffene Kinder von drei bis 18 Jahren stehen bei "Kisiko" im Mittelpunkt. Mit dem Angebot werden etwa 25 bis 40 Kinder pro Jahr erreicht. Aktuell gibt es vier Gruppen. Kindgerechte Informationen, Austausch über Erfahrungen und die Stärkung des Selbstvertrauens stehen auf dem Programm. Begleitend erfolgen Elterngespräche. Überdies wird jeden Sommer eine Freizeit angeboten.
Die Finanzierung des Projekts steht seit dessen Beginn auf unsicheren Füßen. Einzig durch Spenden unterstützt - darunter von der Landesstiftung Baden-Württemberg und "Deutschland rundet auf" - schaffte man es, wenn auch zeitweise in abgespeckter Form, das Angebot in all den Jahren aufrechtzuerhalten.
"Dass so ein wichtiges Projekt wie Kisiko keine gesicherte Finanzierung hat, ist eine Schande", befand Stadtrat Raymond Fojkar (Bündnis 90/Grüne), der die Grüße des Oberbürgermeisters, der Verwaltung und des Gemeinderates überbrachte. Der Kinder- und Jugendpsychiater betonte, es sei extrem wichtig für die Stadtgesellschaft, dass ein Träger wie der Caritasverband sich dieses Themas angenommen habe. Er hoffe, dass man beim 20-jährigen Bestehen von "Kisiko" nicht nur ein Projekt, sondern ein fest installiertes Angebot feiern könne.
Begeisterten Beifall erhielt der Jugendchor "Kikuyu" der evangelischen Gemeinde Glücksburg für sein Musik-, Tanz- und Theaterprogramm unter dem Motto "Armes Deutschland." Er gastierte im Rahmen seiner Deutschlandtournee in Mannheim und trat ohne Gage auf. Die 63 Jugendlichen thematisieren in dem Stück, wie sich Armut auf den Alltag junger Menschen auswirkt und im gesellschaftlichen Kontext darstellt.
Glücksburg an der Ostsee war schon mehrfach das Ziel von Sommerfreizeiten der Kisiko-Kinder. Dort wurden sie in den Räumen der evangelischen Gemeinde kostenfrei untergebracht. "Wir haben die Lütten sofort ins Herz geschlossen", sagte Pastor Thomas Rust, der dem Kisiko-Team zu seiner zehnjährigen Arbeit und "dem Durchhalten" gratulierte.